Kunnst du platt proten?
#prootplattmitmi ist ein Instagram-Projekt, das sich mit der plattdeutschen Sprache beschäftigt. Dafür habe ich meine plattdeutschen Lieblingswörter und Redewendungen aufgeschrieben und illustriert. Diese werden als Einzelbilder bei Instagram gepostet und werden sich dort nach und nach im sogenannten Feed zu einem großen Gesamtbild zusammenfügen.
Obwohl plattdeutsch die Muttersprache meiner Mutter ist, habe ich in meiner Kindheit nie gelernt, Plattdeutsch zu sprechen. Meine Eltern haben, wie alle anderen Erwachsenen auch, hochdeutsch mit mir und meinen Geschwistern gesprochen und so sprachen auch wir natürlich hochdeutsch. Dennoch gab es immer viele Berührungspunkte mit dieser Sprache: die Nachbarn sprachen es mit den Eltern, meine Mutter mit ihrer Mutter, oder die Großeltern anderer Kinder mit ihren Enkeln. Und so wuchs ich in einem Irrglauben auf, dem viele ostfriesischen Kinder erliegen: Plattdeutsch ist einfach. Plattdeutsch kann jeder!
Das stimmt nicht!
Plattdeutsch, in der Fachsprache auch Niederdeutsch genannt, kann als eigene Sprache benannt werden* und verfügt über ein eigenes Vokabular und eigene grammatische Strukturen. Und jemand, der nicht wie die oben genannten Kinder über ziemlich gute passive Sprachkenntnisse verfügt, hat große Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
Im Rahmen meines Germanistikstudiums an der Universität Oldenburg bin ich eher zufällig in ein Seminar über niederdeutsche Kinderliteratur geraten, wo mein Interesse und die Aufmerksamkeit für diese Sprache geweckt wurde. Ich begann, meine Umwelt anders wahrzunehmen. Mir fielen Gespräche auf, die ganz selbstverständlich zweisprachig geführt wurden: Ich saß mit meiner Mutter und mit meiner Oma in der Küche im Gespräch, während die beiden anderen plattdeutsch miteinander sprachen und mit mir - im selben Gespräch - hochdeutsch. Ich verstand alles, was sie zueinander sagten, hatte also eigentlich gute Sprachkenntnisse. Ich konnte Sätze in meinem Kopf problemlos auf plattdeutsch formulieren - konnte ich es also auch sprechen? So einfach war es dann doch nicht. Für die Aufnahmeprüfung in den Fortgeschrittenensprachkurs an der Uni hat es immerhin gereicht. Es folgte eine Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich Niederdeutsch an der Uni Oldenburg und die erste Bachelorarbeit zu diesem Thema - aus Sicht der Sprachwissenschaft.
Dann folgte ein weiteres Studium - Public Administration in der öffentlichen Verwaltung - das so gar nichts mit Sprache oder gar Plattdeutsch zu tun hat. Oder doch? Ich bin zumindest ein bisschen Stolz auf mich, dass ich auch hier ein Thema für die Bachelorarbeit gefunden habe, das mit Plattdeutsch zu tun hatte. Es ging unter anderem um die Frage, ob man in einer Behörde auch andere Sprachen verwenden darf, als Hochdeutsch.
Und so habe ich über die Jahre viel theoretisches Wissen über diese wunderbare Sprache gesammelt, nur - sprechen kann ich sie immer noch nicht.
Somit ist das Projekt auch dringend als Aufforderung zu verstehen: prot platt mit mi - sprich plattdeutsch mit mir! Und zwar auch dann, wenn ich langsam bin und meine Aussprache stolpert. Ich werde besser werden. Bestimmt.
*ob Niederdeutsch nun eine eigene Sprache oder ein "nur" ein Dialekt ist, wurde in der Linguistik teils heftig diskutiert. Ein eindeutiges Ergebnis gibt es nicht. Es ist im Grunde genommen auch nicht so wichtig, finde ich.
Irgendwann fielen mir bestimmte Wörter auf: Niedlichkeiten und Skurrilitäten, die den Künstler in mir wachrüttelten. Mein Lieblingsbeispiel dafür das Wort Poggstohl für Pilz: denn Pogg bezeichnet einen Frosch und Stohl einen Stuhl. Und sich einen Pilz als einen Froschstuhl vorzustellen, finde ich ziemlich lustig.
So entstand die Idee zu einer Bilderreihe. Ich wälzte also Wörterbücher und fragte Freunde und bekannte nach ihren liebsten plattdeutschen Wörtern. Und da gab es eine Menge!
Die meisten Wörter und Redewendungen sind so auch im plattdeutschen Wörterbuch der Ostfriesischen Landschaft zu finden, das du hier aufrufen kannst. Aus diesem Grund und auch weil es die Region ist, in der ich verwurzelt bin, stammen die Worte und Schreibweisen aus dem ostfriesischen Raum. Somit gibt es selten die eine und richtige Bezeichnung für ein Wort. Um bei dem Beispiel Frosch zu bleiben: laut dem Wörterbuch der Landschaft sagt man in der Krummhörn Frötske, im Rheiderland Kickert und in Leer Kritzke.
Einige wenige Wörter jedoch stammen aus anderen Quellen, wie Liedern, Texten oder Zutragungen von Familie und Freunden. Somit haben es auch einige Wörter in das Projekt geschafft, die von weiter herkommen und nicht im Wörterbuch der Landschaft aufgeführt sind.
Hinzu kommt außerdem ein plattdeutsches Tier-Alphabet sowie einige Landmarken und Sehenswürdigeiten der Region.
Alle Bilder sind versehen mit einer kleinen Anekdote, einem Funfact oder einer Erklärung.
Interessiert dich mein Projekt? Hast du eine tolle Idee, wie man es weiterentwickeln könnte?
Dann nur zu! Schreib mir!
Ein paar der Motive sind als Poster in meinem Shop auf Etsy erhältlich. Schau doch rein!
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